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Tourenbericht Barrhorn

Die für den 11. – 13. Juli geplante, aber witterungsbedingt verschobene alpine Tour in den Walliser Alpen wurde am 7. – 9. August 2024 nachgeholt, ein Teilnehmer musste allerdings absagen.

1. Tag: Mittwoch, den 07.08.2024

Bei starkem Gewitterregen trafen wir uns um 08.00 Uhr beim PSV, denn wir wussten, dass es im Wallis schönes Wetter sein wird.

Wir fuhren zunächst die Autoverladung von Kandersteg nach Goppenstein an. Als wir das Ende des Tunnels erreichten, blinzelte die Sonne durch die leicht bewölkte Wolkendecke und bei der Abfahrt ins Rhonetal wurde es zunehmend wärmer. In Gampel haben wir bei 25 Grad einen Pausenkaffee genossen, leider ohne das berühmte ´Nußgipfeli´.

Weiter gings anschließend auf einer engen Gebirgsstraße über Unter- und Oberems nach Gruben, immer entlang des Gebirgsbachs Turtmänna bis zum einzigen kostenpflichtigen Langzeitparkplatz (am Ende der öffentlichen Straße) in Sänntum. Hier ein kurzer Hinweis für Interessierte: Der Parkautomat akzeptierte nur Schweizer Franken in Münzen (16 SFr. Für 48 Stunden); das Bezahlen mit QR-Code war nicht möglich, keine Internetverbindung.

Nach dem Schnüren der Wanderschuhe und mit Rucksack ging es auf einem breiten vom Hüttenwart und den Wasserwerken mit ihren Allradfahrzeugen genutzten leicht begehbaren, immer aufwärts führenden Weg bis zum Turtmannsee. Ein paar Wegbiegungen weiter zeigt sich hoch oben auf einem steinigen Grasrücken schon die Turtmannhütte (2519 m). Während auf der linken Seite des Weges die Materialbahn für die Versorgung zur Hütte hoch führte, gingen wir über die Moräne des hier schon seit Jahrzehnten abgeschmolzenen Brunegggletchers hinauf und erreichten nach ca. 2 Stunden auf dem nicht allzu steilen Weg (T 2+) die Hütte, die Platz für 74 Bergsteiger bietet.

Während ich mich an den schneebedeckten 4.000-er ergötzte, war es mir nicht aufgefallen, dass ich allein war, während Eberhard in der Hütte war und das Beziehen unserer Unterkunft regelte, direkt unter dem First der Hütte, eine Viererschlafkoje, kaum mehr als 60-cm breit

für jeden. Wir überlegten demnach, ob wir den Wecker auf alle halbe Stunde stellen sollten, damit wir uns immer gemeinsam umdrehen könnten.

Kaum war das wenige Gepäck abgelegt, zog es mich wieder hinaus, weg von den anderen Gästen, um mit Flip-Flop einen kleinen Gipfel hinter dem Haus zu erklimmen, um auf einen

Fels liegend, die Augen geschlossen, zuerst die Umgebung auf mich einwirken zu lassen und mit allen Sinnen zu genießen.

Der kühle Abendwind wehte vom Gletscher herüber. Die Stille, wie wir sie leider bei uns kaum erleben dürfen, auch nur noch selten in den Hochlagen der Schwarzwaldgipfel, war unfassbar schön. Auch das Einatmen des feinen Dufts der Blumen und Kräuter, welche hier oben noch üppig wachsen, war so unfassbar zum Herunterfahren, dass ich eingeschlafen bin und fast das Abendessen um 18.30 Uhr verpasst hätte.

Mit Suppe, Salat, Teigwaren, Karotten und Fleischkäse an schmackhafter Soße und zum Dessert mit ´Obstsalat´ gestärkt, waren wir uns einig, die Hüttenküche mit 4 Sternen zu bewerten.

Guide Eberhard ging schlafen. Kraft schöpfen für den morgigen Tag. Mich als erstmaliger Besucher einer Berghütte plagten große Bedenken wegen der dringend benötigten Nachtruhe, aber es war nach 23.00 Uhr überraschend leise in der ganzen Hütte, trotz Vollbesetzung das hätte ich nie gedacht.

2. Tag: Donnerstag, den 08.08.2024

Sehr gut geschlafen, nicht mitbekommen, dass die halbe Belegschaft schon bei Dunkelheit aufgebrochen war.

Aufstehen um 06.30 Uhr, Katzenwäsche mit eiskaltem Wasser, Frühstück eingeteilt auf 07.00 Uhr. Anschließend Fotos schießen von der imposanten Bergkulisse. Je nach Lichteinfall reflektierten die Gletscher das Licht anders, von dunkleren Grautönen bis zum wunderschönen hellen blau.

Frühstück mit gutem dunklem Brot, Butter, sehr schmackhaftem Hartkäse und Marmelade, dazu Kaffee oder Tee. Den für die heutige Tour nicht benötigten Ballast hatten wird schon am Vortag aus dem Rucksack geräumt und in einem Korb untergebracht, der auf der Hütte zurückblieb.  

Um 08.30 Uhr Abmarsch bei 8 Grad im Schatten in kurzer Hose u. T-Shirt. Der Aufstieg folgte immer der rot-weißen Markierung zunächst bis zum ´Gässi´, welches als Schlüsselstelle T 3+ gilt. Dieser gestufte Felscouloir ist mit Eisenbügel gesichert. Über längere lose Geröllpassagen führt unser weiterer Weg, durchschnittlich mit 35% Steigung bis ins Schöllijoch bei 3.343 m, das wir beim Aufstieg allerdings rechts liegen lassen und zusammen mit anderen Bergsteigern eine steilere, aber kürzere Variante wählen.

Die Sonne scheint über den Grat angenehm wärmend und mit erfrischendem Wind.

Auf dem Gipfel des ´Üsseren Barrhorns´ (3610 m) nach ca. 4 Stunden Gehzeit angekommen, weitet sich für uns der fantastische Blick auf etliche schneebedeckte 4.000er der Walliser Alpen, von der Monte Rosa-Gruppe, dem Dom bis zum Mont Blanc, von dem höchsten ohne Kletter- und Gletscherausrüstung erwanderbaren Gipfel Europas. Von der Turtmannhütte bis auf den Gipfel hatten wir ca. 5 km mit 1200 Hm zurückgelegt, Gipfeltemperatur: 5 Grad. 

Mittagspause mit Vesper und Fotodokumentation ist angesagt, zumal die Fernsicht sehr gut ist.

Nach ca. einer halben Stunde Aufenthalt am Gipfel beginnen wir mit dem Abstieg, jetzt allerdings über das Schöllijoch, sodass wir nach ca. 3 Std. Abstieg die Hütte wieder erreichen. Bei Panaché sitzen wir noch eine Weile vor der Hütte in der Sonne, orientieren uns nochmals anhand der Karte an den umliegenden Bergen und hinsichtlich der heutigen Tour.

Während Eberhard der Körperpflege nachgeht, muss ich noch weiter vor der Hütte bleiben, viel zu überwältigend sind die heutigen Eindrücke und Bilder. Es war meine erste alpine Hochtour und ich weiß jetzt schon, es wird nicht die Einzige bleiben. Ich werde mich bei nächster Gelegenheit unter anderem für einen Kurs zum Begehen von Klettersteigen anmelden.

Fast hätte ich es vergessen, das Abendessen stand an diesem Tag noch an: Suppe, Salat, als Hauptspeise Spaghetti Bolo. und zum Dessert Plattpfirsiche und Zitronenstollen.

An diesem Tag zog auch ich es vor, mich früher in die Nachtruhe zu begeben.

3. Tag: Freitag, den 09.08.2024

Tag zum Abschied nehmen von den hohen Bergen. Um 6.30 Uhr aufstehen. Gleich raus Sonnenaufgang beobachten und fotografisch festhalten. Das letzte Mal die Stille genießen. Unglaublich, was das mit den Menschen macht.

Nach dem Frühstück, heute auch mit Orangensaft, Rucksack packen, ein letztes Mal Wanderschuhe schnüren. Bei frischen 5° ging es auf dem gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind, die Sonne hatte uns mit ihrer Wärme erst fast zum Ende unseres Abstiegs erreicht.

Im Gebirgsbach Turtmänna noch kurz die Füße erfrischt, die Kleider gewechselt und das Gepäck in Eberhards PKW verstaut. Trotz teils zähflüssigem Verkehr durch die Schweiz, sind wir gegen 13.30 Uhr beim PSV angekommen, wo wir zum Abschluss der Tour noch zu Mittag gegessen haben.

Danke Eberhard für diese wunderschöne Drei-Tagestour, bei weiteren angebotenen Touren bin ich gerne wieder dabei.

Martin